Das Erwachen

Geschrieben von Theresa Nhật Lai Ngô am Montag, 10. Januar 2022

Ich bin mir nicht sicher, ob ich anhalten und starren oder weglaufen wollte. Großartig und angsteinflößend zugleich.

Dieses Foto aus den Dolomiten drückt sehr gut die Emotionen aus, als ich mich mit dem auseinander setzte, was in mir war, als ich das Gedicht schrieb, das ich unten geteilt habe.


Es war Sonntag, 6. Dezember 2020, als ich in Engelberg war. Möglicherweise hast du bereits aus meinen vorherigen Beiträgen von diesem Ort gehört. Es ist ein ganz besonderer Ort für mich.


Im November 2020, als ich mich am Tiefpunkt meines bisherigen Lebens befand und etwas verändern musste, startete ich ein 9-monatiges Psychologie-Programm mit intensiver Selbstreflexion, Meditation, der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und der Betrachtung von Momenten, die die einschränkenden Überzeugungen und Verhaltensmuster formten, die mich seit meiner Kindheit verfolgten. Das ultimative Ziel? Ich wollte endlich das Gefühl haben, „angekommen“ zu sein, mich selbst zu kennen und in Frieden zu sein. Oder zumindest aus diesem dunklen Loch herauszukommen, in dem ich zu stecken schien.


Nach einem langen Tag beim Snowboarden saß ich in diesem Hotelzimmer in Engelberg und verdaute den intensiven Monat, wo ich tief in mich selbst geschaut und Schicht für Schicht in mir aufgedeckt habe, um mich selbst besser zu verstehen und mich auf einer tieferen Ebene zu verbinden... Ich verspürte den Drang dazu alle meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben und den Moment zu beschreiben, in dem ich mich befand.


Das Gedicht ist eine Zusammenfassung dessen, was die Kämpfe waren und was ich im ersten Monat dieses Programms gelernt habe, wobei der Schwerpunkt darauf lag, über aktuelle persönliche Probleme nachzudenken, die zugrunde liegenden Überzeugungen zu identifizieren und zu der Zeit zurückzukehren, als sie entstanden sind, und sie in etwas Besseres zu verwandeln. Dazu gehörten Geduld und Ehrlichkeit, der Mut, zurückzublicken, sowie Mitgefühl und Liebe für mein jüngeres, früheres Ich.

Es strömte innerhalb weniger Minuten in Form dieser Reime aus mir heraus. Ich lese das Gedicht immer noch alle paar Monate, um mich an die Offenbarung zu erinnern, die mir in dieser Zeit gewährt wurde.


Bei jedem Lesen eröffnen ein oder mehrere Verse eine andere Bedeutung. Jedes Mal offenbart sich mir zwischen den Zeilen eine neue Facette, eine neue Weisheit. Ich hoffe, es bringt dir auch etwas.


Das war etwa ein Jahr vor der Begegnung mit Jesus. Langsam kam ich mir selbst näher, langsam verband ich mich mit dem, was ich war. Aber meine Wunden waren immer noch da und konnten erst wirklich heilen, als ich Gottes Liebe erleben durfte. Die Leere in meinem Herzen füllte sich nur mit Gott.

Dolomiten, Italien. 2020.

Das Erwachen

Der Widerstand erzeugt Leiden.

Nimm es an, dann kann es heilen.

Bündle die Kraft dich verletzlich zu zeigen.

Öffne dein Herz, statt es zu meiden.

Versinke ins Meer der Schmerzen,

Leg dich komplett hinein.

Erlebe und spüre:

Du bist, und bist doch nicht – allein.

Nimm das unangenehmste Gefühl,

Wo es dunkel ist und kühl.

Umarm alles, und alles was dran hängt.

Tauch wieder auf, entdecke das größte Geschenk.

Im Hier, im Jetzt,

Gibt es keine Furcht.

Mit einem tiefen Atem

Kommst du durch alles durch.

Geschrieben mit einem Kalligraphie-Pinselstift in einem Hotelzimmer in Engelberg, Sonntag, 6. Dezember 2020

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