Endlich frei sein

oder "Ich will PomPom!"

Geschrieben von Theresa Nhật Lai Ngô am Freitag, 23. Februar 2024

Der Ruf nach Freiheit, o, wir Kinder.

Wissen wir, was wir wollen?

Wir Menschen sind wie die zweijährigen Zwillinge Henriette und Henry, die “PomPom!” schreien. Ihr Papa – aus Deutschland – hört es und macht die rote Chips-Tüte mit den knusprigen Bären auf. Henriette und Henry schreien weiter “PomPom!” und werfen die Tüte vom Tisch. Papa schaut Mama ratlos an.

Ihre Mama – mit französischer Herkunft – lächelt die Kinder an und wäscht einen Apfel, schneidet ihn und serviert ihren Kindern die saftigen Apfelschnitze. Sie ist gerade besonders stolz, weil ihre Kinder schon zu wissen scheinen, was Apfel auf Französisch heißt und was sie sowohl sättigt als auch ihnen gut tun wird. Ihr widerfährt das gleiche wie ihrem Mann. Mit Schwung und ohne Verzögerung holt Henriette mit beiden Armen aus und schmeißt die “PomPoms” auf den Boden. Die Kinder schreien jetzt noch lauter. Sie fühlen sich unverstanden und sind verärgert, weil sie nicht das bekommen, was sie wollen.

Jaja, wir sind wie Henriette und Henry. Aber wir etwas größeren Kinder schreien nach “Freiheit!”, weil wir denken, dass sie uns glücklich macht. Soweit so gut. Aber meinen wir nicht was anderes, wenn wir “Freiheit!” schreien, als das was sie ist? Was ist Freiheit? Vielleicht haben wir es schon und schmeißen es auf den Boden?

Wenn wir Freiheit rufen,

meinen wir meistens Unabhängigkeit.

Meinen wir, dass Freiheit bedeutet, wir können tun was wir wollen, wann wir wollen, wie wir wollen? Die meisten Menschen verwechseln Freiheit vielleicht eher mit Unabhängigkeit. Aber das ist so ein langes und schwieriges Wort, um es auszusprechen. Vielleicht benutzen wir deshalb Freiheit und Unabhängigkeit heutzutage fast synonym. Dabei gibt es einen grundlegenden Unterschied (deshalb auch zwei verschiedene Wörter). Unabhängigkeit trifft mehr auf das zu, was wir uns vorstellen, wenn wir “Freiheit!” rufen.

Unabhängigkeit meint von nichts und niemanden abhängig zu sein, um zu tun was man will. Wenn man hier fragt “Um was denn zu tun?” kommen oft Antworten wie: "Eine Weltreise machen, mein eigenes Unternehmen gründen, genug Geld haben, zu tun und lassen was ich will eben." (Übrigens: Alles was ich hier schreibe kommt aus eigener Erfahrung und ich habe vor nicht allzu langer Zeit genau so geantwortet...)

Unabhängigkeit ist leer und kann nicht glücklich machen.

Und dann? Wir denken wir wären dann glücklich. Wir gehen davon aus, dass Unabhängigkeit irgendwann glücklich macht. Aber wie kann etwas ohne Wert oder Ziel dahinter glücklich machen und gut sein? Unabhängigkeit ist ein leeres Rennen im Kreis. Tun was man will, um zu tun was man will, um zu tun was man will.

Dabei bedeutet Freiheit sich für das Gute entscheiden zu können. Hier gibt es eine Richtung. Heutzutage verschließen wir unsere Augen leider davor, dass es gut und böse überhaupt gibt. Wir nehmen alles relativ. Alles individuell. Obwohl es offensichtlich uns übergeordnete Gesetze gibt, die wir einhalten müssen, damit es uns gut geht. Aber wir Menschen stellen uns über alle Gesetze, weil es nicht mehr darauf ankommt das Gute zu tun, sondern überhaupt zu tun, egal was.

Unabhängigkeit ist wert-lose Freiheit. Zu tun was ich will, um zu tun was ich will. Endlos.

Der Realität entzogen.

Wahre Freiheit ist wert-volle Freiheit, die Fähigkeit sich für das Gute zu entscheiden.

Wir erfahren die Fülle des Lebens.

Henriette und Henry wollen eigentlich Bonbons.

Aber so wie wir, äußerlich-erwachsene Kinder, sind sie nicht in der Lage das richtig zu artikulieren, was sie wollen, noch sind sie in der Lage zu erkennen, was ihnen auf Dauer eigentlich gut tut.

Der große Vorteil von Henriette und Henry ist, dass sie noch intuitiv spüren, dass sie von ihren Eltern abhängig sind und auf sie hören, wenn die Eltern etwas sagen, weil sie es wahrscheinlich besser wissen.

Wir äußerlich-erwachsene Kinder denken, wir haben alles gecheckt und sind die Herrscher über uns selbst und über die Welt. Tatsächlich hat uns Gott nur wenig geringer gemacht als sich selbst. Aber wir hinken noch hintendran mit dieser Macht richtig umzugehen.

Wer herrscht oder beherrscht mich?

Das Streben nach Unabhängigkeit führt letztendlich zur Unfreiheit.

Ein gängiges Beispiel ist die Technologie. Sie scheint den meisten Menschen überlegen, ja so fühle ich mich zumindest oft. Wenn ich nach exzessiven Scrollen oder YouTube bingen mich frage wie es sein kann, dass ich drei Stunden verschwendet habe für nichts? (Für mich ist die Antwort immer glasklar: Ich laufe weg vor etwas womit ich mich auseinandersetzen sollte) Und das wäre noch nicht einmal das schlimmste Szenario. Meistens fühle ich mich auch noch schlecht danach, will mehr Zeugs kaufen, bin neidisch auf das was andere haben, fühle mich weniger wert, habe das Gefühl ich muss mehr tun um erfolgreicher/schöner/schlauer/reicher, um “freier” zu sein und somit vermeintlich glücklich zu werden. Dabei gibt es Dutzende von Beispiele im Freundes- und Bekanntenkreis, bei Promis und "erfolgreichen" Menschen, die genau das Gegenteil bezeugen.

Wir müssen nicht die ganze Menschheitsgeschichte betrachten...

Das Glück und der Frieden sind nicht da wo alle Menschen tendieren zuerst zu suchen.

Und dann verbinde ich mich wieder mit mir und meinem Schöpfer und brauche nichts weiter, um tief glücklich und erfüllt zu sein.

Bei Gott allein werde ruhig meine Seele, denn von ihm kommt meine Hoffnung. Er allein ist mein Fels und meine Rettung, meine Burg, ich werde nicht wanken. Bei Gott ist meine Rettung und meine Ehre, mein starker Fels, in Gott ist meine Zuflucht. Vertraut ihm, Volk, zu jeder Zeit!

Schüttet euer Herz vor ihm aus! Denn Gott ist unsere Zuflucht. Nur Windhauch sind die Menschen, nur Trug die Menschenkinder. Sie schnellen empor auf der Waage, leichter als Windhauch sind sie alle. Vertraut nicht auf Unterdrückung, verlasst euch nicht auf Raub! Wenn der Reichtum wächst, verliert nicht euer Herz an ihn!

Psalm 62:6-11

Unabhängigkeit und Gleichberechtigung sind beides Illusionen. Es gibt sie nicht.

Wir fordern nach “Freiheit” und Gleichberechtigung, weil wir glauben, dass dann alles gut wird. Aber wenn wir fälschlicherweise nach Unabhängigkeit streben und Freiheit rufen, dann gibt es überhaupt keine Garantie, dass es gut wird. Wie denn ohne Wert und Ziel? Abgesehen davon ist Unabhängigkeit eine Illusion. Wir sind sowas von abhängig. Ob wir wollen oder nicht. Vollkommen unabhängig ist niemand und kann niemand sein. Denk an die Luft, die du atmest, das Herz, das in dir schlägt, ohne, dass du etwas dafür tust oder die Autobahn die du befährst, die jemand einmal in Auftrag gab und viele Arbeiter benötigte, um sie fertigzustellen. Ja, ich habs gesagt, du bist abhängig davon, dass Hitler existierte, wenn du auf einer deutschen Autobahn fährst. Und nein, das macht Hitlers schändliche Taten nicht gut.

Nehmen wir an wir fordern wirklich die wertvolle Freiheit. Das Problem: Wir glauben nicht daran, dass wir sie intrinsisch schon in uns haben. Aber wie kann ich jemand anderen Wertschätzung entgegenbringen und mit gleicher Würde als Mensch behandeln, wenn ich es bei mir selbst nicht einmal kann? Da sollen irgendwelche menschlichen, staatlichen Gesetze etwas ändern können? Unrealistisch.

Sollten wir nicht eher Gleichwürdigkeit fordern als Gleichberechtigung?

Und hier stellt sich das gleiche Problem wie mit der Freiheit. Wir haben alle die gleiche Würde als Menschen gegeben, nur leben wir nicht danach. Gleichberechtigung ist wiederum eine Illusion, weil es in einer Gesellschaft unterschiedliche Rollen und somit unterschiedliche Rechte und Verpflichtungen gibt. Ein Müllmann wird nicht das Gehalt seines Kollegen oder seines Chefs bestimmen dürfen, aber würde er nur nach seiner Würde entlohnt werden, dann müsste er und sein Chef den gleichen Lohn empfangen. Ist der Chef deshalb mehr wert oder wichtiger, weil er mehr Lohn erhält? Nein. Er bekommt wahrscheinlich mehr Lohn als Kompensation für die höhere Verantwortung, die er tragen muss, die mit seiner Rolle und seinen Rechten kommen. Das zum Kurzausflug zur Gleichberechtigung. Aber es ist alles verbunden miteinander.

Heutzutage müssen uns andere sagen, dass es okay ist so zu sein wie wir sind. Es reicht nicht mehr, es selbst zu glauben, weil wir vergessen haben wie das geht. Weil wir Gott vergessen haben, der uns das sagt.

Freiheit und Würde haben wir schon.

Von Gott gegeben, aber leben wir danach?

Der Schrei nach Freiheit (und Gleichberechtigung) ist eigentlich ein Schrei nach Liebe und Wertschätzung. Ein verzweifelter Schrei danach gerettet zu werden.

Und doch. Und doch. Wir stellen Ansprüche wie wir gerettet werden wollen und wollen die einzig wahre Rettung nicht annehmen. Ja, das ist Freiheit. Wir Menschen sind viel freier als uns lieb ist.

Alles dreht sich um Freiheit. Da ist schon was dran. Das ist das Problem der heutigen Welt: Eine verzerrte, unvernünftige, aus der Hilflosigkeit getriebene, unrealistische Wahrnehmung und Hoffnung auf die wert-lose Freiheit.

Dabei muss Freiheit zum Guten, zum Wahren, zum Schönen, zum Friedlichen und letztendlich zur Liebe führen, sonst ist sie nicht das was sie behauptet zu sein.

Liebe, und dann tue was du willst.

Augustinus

Gut, rufen wir also nach der wahren Freiheit...

Aber was hält uns davon ab, frei zu sein, wenn unser Schöpfer uns bereits frei erschaffen hat?

Jesus gibt uns die Antwort:

Wahrheit macht frei.

Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien.

Johannes 8:32

Welche Lügen hindern mich frei zu sein?

Also los, an welchen Lügen halte ich noch fest? Habe ich etwas Schlimmes getan und will es verheimlichen? Ich kann die Situation nicht zum Guten wenden, wenn ich sie nicht erst wahr-nehme. Und wenn ich merke, dass eine Gewohnheit mir nicht gut tut, dann muss ich mir erst eingestehen, dass ich vielleicht nicht fähig bin immer das zu tun was ich will und was mir gut tut. Sagen wir ich habe Essen gern und merke, dass ich am Mittag immer zu viel esse und mich das träge und müde macht. Lass ich zu, dass ich mich meiner eigenen Verdauung versklave oder ändere ich etwas, damit ich effizient am Nachmittag arbeiten kann? Wer beherrscht hier wen? Das Essen mich?

Und das mit dem "Liebe, und dann tue was du willst".

Zu lieben… was heißt es denn wahrhaftig zu lieben?

Wieder hilft uns Jesus weiter:

Zu lieben heißt sein Leben für den anderen hinzugeben.

Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben.

1. Johannesbrief 3:16

Nein, nicht hingeben mit der Erwartung, dass der andere mich auch liebt oder auch bereit ist sein Leben für mich hinzugeben. Es muss eine selbstlose und bedingungslose Hingabe sein. Keine Transaktion mit Erwartungen. Unabhängig vom Ergebnis. Uninteressierte Liebe. Ohne erhofften Nutzen daraus, ohne Kalkulierung.

So ist es.

Jesus macht es vor. Machen wir es nach?

Und du, was ist deine tiefste Sehnsucht?

Was willst du?

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