Der Kampf

Geschrieben von Theresa Nhật Lai Ngô am Donnerstag, 4. Mai 2023

Es musste wirklich still sein, ganz still, damit sie ihn hört. Was Edith Stein meinte mit von allem Weltlichen leer sein und still, das ist genau das. Nur in der Stille hört sie seine Stimme. Nur wenn sie innerlich still ist und ihm Raum gibt, kann sie hören was er sagt. Er möchte ihr so vieles sagen aber sie ist beschäftigt. Wie Martha. Sie rennt von einem zum anderen Projekt, die Aufgabe muss noch getan werden, dieses Gebet noch gesprochen werden. Selbst die guten Sachen werden zur Last. Dabei muss sie sich einfach nur wieder erinnern, wie es war als ihr Herz offen war, nicht verhärtet von Ängsten und Sorgen, von Lügen über sich selbst und über ihn. Ihre sensitive Ader macht sie angreifbar, aber wenn sie nur festhält an ihrem Glauben und trotz allem ihr Herz wieder weich macht und entscheidet zu vertrauen, trotz der Befürchtungen enttäuscht oder verletzt zu werden, dann kommt sie wieder zu ihm und gleichzeitig zu sich selbst zurück. Die Angst verletzt zu werden, nicht gesehen, nicht verstanden, diese ganzen Lügen trennen sie von ihm. Er macht sich gar nicht so viele Gedanken und hat es nicht einmal bemerkt, aber vom einen zum anderen Moment befällt sie eine Traurigkeit und Unruhe. Ihr ist selbst nicht bewusst woher das plötzlich kommt, ob sie sich damit beschäftigen soll oder dem Ganzen keine Bedeutung schenken. Aber schon ist es zu spät. Der Feind hat attackiert und bohrt sich immer tiefer in ihr Herz, befällt es mit negativen Gedanken, holt Erinnerungen aus dem Keller, tut alles, damit sie ihre Haltung verliert. Sie ist sich dessen ein bisschen bewusst und trotzdem fällt sie und fällt in diese Grube, die immer dunkler wird. Sie hat den Boden unter ihren Füssen verloren, sie sieht ihn nicht mehr. Nur noch sich selbst und ihren Schmerz, ihr Leid. Sie bemitleidet sich selbst, weil sie auf einmal allein gelassen wurde. Sie schreit verzweifelt um Hilfe aber sie ist nicht in der Lage seine Hilfe wahrzunehmen, so sehr ist sie mit sich selbst beschäftigt, mit ihrem Kampf, dass sie schon wieder in so eine aussichtslose Situation gefallen ist. Wie mühsam doch alles ist. Warum er sie nicht erhört. Sie jammert und trauert und leidet und jauchzt. Wie findet sie hier wieder heraus? Alles scheint so verloren, wie hat der Feind das wieder angestellt? Warum hat er sie nicht beschützt? Was ist die Lektion? Sie ruft weiter, sie will wieder zurück zu ihm. Auch wenn sie weiß, dass er die ganze Zeit nicht von ihrer Seite wich, sie ist gefangen und blind in ihrem Kampf, sie sieht nichts mehr. Sie wünscht sich ihren Frieden und das Licht zurück. Wo ist die Liebe hin? Sie hält sich an dem fest was sie schon mit ihm erlebt hat. Was sie früher geglaubt hat, wie er ist und wie er sie sieht. Sie glaubt sie wird niemals bereit sein zu lieben. Sie hat nichts unter Kontrolle. So schnell wurde sie überlistet, so schnell wurde ihr Herz befallen von Dunkelheit. Wie kann sie sich besser schützen in Zukunft? Sie weint bitterlich, weint und lässt alles raus was ihre Seele bedrückt. Sie beklagt sich, sie protestiert. Sie will wieder zurück zu ihm. Niemand und nichts kann zwischen sie kommen. Sie verweigert und widersagt dem Feind. Sie schöpft Kraft aus den Wahrheiten, die sie über ihn weiß, ganz langsam aber sicher kommt sie wieder zur Ruhe, die Quelle in ihr fließt noch, das Leben kommt wieder zum Vorschein, es wird heller und wärmer. Sie weiss nicht wohin aber sie geht weiter, bis sie einen Platz findet, wo sie in Stille sein kann. Sie ruht sich aus, und wie aus dem nichts ist er wieder da. Näher und intimer als je zuvor. Sie hat ganz vergessen wie schön es ist mit ihm einfach so zu sein. Er fängt ganz von allein an zu reden, und hat so viel zu sagen. Sie hat ihn ja vorher nicht wahrnehmen können. Ganz zärtlich und liebevoll sprudelt es aus ihm heraus. Seine Stimme tut ihr so gut. Sie kann ihn wieder hören. Sie kann ihm wieder folgen. Sie ist wieder da, wo sie hingehört.

Meine Liebe, halt nicht an dem Leid fest, halt an der Hoffnung fest, an dem was du geglaubt hast, es hat sich nichts geändert. Du wirst wieder fallen, aber sei dir gewiss, dass ich dich nie verletzen möchte, manchmal muss es sein, und es passiert ohne mein Einwirken, aber ich will, dass du weißt, dass ich nicht will, dass du verletzt wirst, dass du leidest. Und doch werde ich es nutzen, immer, damit du näher zu mir kommst. Kein Leid ist verschwendet. Kein Schmerz der nicht verwertet wird. Sei dir dem gewiss, ich halte meine Versprechen. Du kannst dich auf mich verlassen, darauf, dass ich dich niemals verlassen werde. So weit du auch gehen magst, so tief du auch im Dunkeln tappst. Ich bin da, ich trage dich durch, ich halte dich von allen Seiten. Du bist sicher, und beschützt, auch wenn es sich in dem Moment nicht so anfühlt.

Hab Vertrauen, meine Kleine. Ich liebe dich.

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